BKAWE, Berlin, 28.-29.01.2026

Oktober 30, 2025
Vortrag „Technische Dokumentation und Digitale Informationszwillinge für KRITIS Neubauten“ am 29.1. um 9:30

 

Wer bringt Ordnung in die 10.000 bis 15.000 Dokumente, die bis zur Inbetriebnahme von KRITIS Anlagen entstehen? Diese sind als Technische Dokumentation Hauptbestandteil der Lieferung. Was ist zu welchem Zeitpunkt erforderlich? Generalunternehmer haben das Ziel, das Projekt mit möglichst geringem Aufwand fachgerecht in kurzer Zeit umzusetzen. Daher würden sie die Technische Dokumentation nach dem Minimalprinzip erstellen. Betreiber haben die Aufgabe, den gesetzeskonformen Betrieb inhaltlich und auch methodisch sicherzustellen. Sowohl der tägliche Umgang mit der Dokumentation als auch Personalunabhängigkeit sind dabei essenzielle Aspekte.

 

Herausforderungen:

Neben der Frage, WER sich für die Technische Dokumentation verantwortlich fühlt, ist folglich auch das WIE zu definieren. Eine intensive Nutzung und die Pflege der Dokumentation muss dem Umgang mit Informationen der digital Natives, der künftigen Mitarbeiter, entsprechen, damit sie bestimmungsgemäß verwendet wird.

Neben den gesetzlich geforderten Unterlagen sind die Maschinenrichtline der EU sowie betriebsrelevante Dokumente nach VGB S831 „Lieferung der Technischen Dokumentation (Technische Anlagendaten, Dokumente) für Anlagen der Energieversorgung“ zu erfüllen.

Anforderungen sind also: Die Technische Dokumentation muss
1. vollständig,
2. aktuell,
3. richtlinienkonform und
4. organisierbar sein.

Angesichts des Fokus der Projektbeteiligten ist daher zu klären: Wer hat das Knowhow, das beste Tool und die Zeit, die Übergabedokumentation zu erstellen? Es ist naheliegend, alles aus einer Hand zu beziehen, um klare Verantwortlichkeit vom Vertrag bis zum Betrieb zu schaffen und Schnittstellenverluste zu vermeiden.

Umsetzung:
Der AS-BUILT Status, Ausgangspunkt für eine vollständige und valide Technische Dokumentation, kann am besten gewährleistet werden, wenn ausgewählte Technische Dokumente fachlich durch Anlagenbegehungen geprüft werden.

Die digitale Ablage aller Dokumente in einer Software sollte nach Möglichkeit strukturiert nach einem Kennzeichensystem nach KKS/DCC erfolgen, damit sich das Betriebspersonal gut orientieren und schnell die richtigen Dokumente finden kann.

Zudem sollte die ausgewählte Software-Lösung das große Potential der in der Technischen Dokumentation enthaltenen Informationen heben können: Nur wer die Informationen aus Dokumenten und Daten optimal organisiert, möglichst vollständig vorliegen hat und diese auch nutzen kann, ist im langfristigen Betrieb in der Lage, den Anforderungen entsprechend effektiv und sicher zu fahren.

Dokumentation weitergedacht: Der Digitale Informationszwilling

Optimalerweise ist die Technische Dokumentation Hauptbestandteil des Digitalen Informationszwillings der Neubauanlage.

Er ist eine digitale Abbildung der realen Anlage, inklusive aller verfahrensrelevanten und auch leittechnisch angebundenen Komponenten, die alle Informationen aus der technischen Anlagendokumentation in einer webbasierten Plattform integriert. Der Digitale Informationszwilling ermöglicht es, die Anlage virtuell zu betrachten, zu analysieren und zu optimieren. Er ist somit ein sinnvoller ganzheitlicher Ansatz im Rahmen der Industrie 4.0 und bietet einen Mehrwert für alle Beteiligten, von den Betreibern über die Instandhalter bis hin zu den Planern und Ingenieuren.

Der Digitale Informationszwilling kann im Betrieb dank seines aus der intelligenten Nutzung vorhandener operabler, also nutzbarer, Daten hervorgehenden Beziehungswissens in vielfältiger Weise eingesetzt werden, z. B. für Arbeitspläne, Schichtbücher, Wartung und Instandhaltung, Störmeldungen und Freischaltlisten, … – die Anbindung an andere Systeme erweitert diese Liste.

Zusammenfassung
Die Informationen aus der Neubau-Dokumentation bilden die Basis für spätere technische und wirtschaftliche Entscheidungen (Optimierungsmaßnahmen etc.) sowie die Basis für Arbeits- und Prozesssicherheit. Die Technische Dokumentation und das zugehörige Datenmanagement im Digitalen Informationszwilling sind dafür der Ausgangspunkt. Es lohnt sich also, schon beim Neubau die Technische Dokumentation mit Weitsicht umsetzen zu lassen, um diese betriebsbegleitend effizient zu nutzen und gerade dann, wenn es stressig und teuer wird, auf eine valide Entscheidungsbasis zurückgreifen zu können.