
Interview mitReto Stauffacher
Leiter Betrieb KVA, Stv. Geschäftsführer
KVA Linth, CH
Vorteile des Digitalen Informationszwillings und externer Dienstleistung bei der Zusammenstellung der Technischen Übergabedokumentation nach Umbau
14.02.2025
Wie wurde bisher bei Ihnen mit Dokumentation und Daten umgegangen?
Die Dokumentation liegt in Papierform in zwei Archiven vor. Über die letzten 20 bzw. 40 Jahre wurden viele Änderungen nicht nachgeführt. Teils sind Unterlagen verschwunden (wurden nicht zurückgelegt). Neuere Dokumente wurden digital abgelegt, allerdings ohne saubere Struktur und nicht für alle zugänglich. Extrem viel Zeitverlust beim Suchen.
Die Instandhaltung hat sich die benötigten Unterlagen zusammenkopiert (-> Dubletten, Versionsproblematik), um sie vor Ort griffbereit zu haben. Zudem kam viel Kopfwissen zum Einsatz; so konnten Dokumentationslücken und veraltete Informationen personenabhängig kompensiert werden.
Welcher Umstand war für Sie der Grund, den Bereich der Verfügbarkeit und Nutzung von Anlagendaten und Technischer Dokumentation grundlegend zu erneuern?
Nachführen der Technischen Dokumentation benötigt Ressourcen, die man nicht hat(te). Viele der Dokumente sind in elektronischer Form nicht mehr erhältlich und/oder Formate unbrauchbar. Mit dem Umbau haben wir die Möglichkeit, einen Schritt in die Zukunft zu gehen und die Technische Dokumentation zeitgemäß, digital, für alle Beteiligten schnell zugänglich „aufzugleisen“.
Sie haben sich für AVIS entschieden. Was hat Sie überzeugt?
Wir unterliegen dem Submissionsgesetz (Ausschreibung erforderlich) -> DDC und GABO IDM haben angeboten. Der Preis war zunächst entscheidend und man hatte sich daher für DDC entschieden. Nach der Insolvenz von DDC hatte die Auffanggesellschaft einen höheren Preis aufgerufen, daher fiel dann die Wahl auf GABO IDM. Diverse fachliche Zuschlagskriterien wurden ebenfalls berücksichtigt.
Derzeit wird während des Betriebes eine Verbrennungslinie grundlegend erneuert. Welche Anforderungen stellt das an die Technische Dokumentation?
Die KVA Linth betreibt zwei Linien, diese sind seit über 20 bzw. über 40 Jahren in Betrieb. Die alte Linie 2 wird bei laufendem Betrieb der neueren Linie 1 ersetzt (Ofenlinie). Nach Umsetzung dieses Projektes wird ein Retrofit der 20-jährigen Linie erfolgen. In diesem Zug wird auch die Neukonzeption der Technischen Dokumentation nachgezogen werden.
Welche Herausforderungen gibt es in der Zusammenarbeit bzgl. der Zusammenstellung und Validierung der Übernahmedokumentation?
Erfolgsentscheidend ist, dass GABO IDM und Lieferanten die gleiche Sprache sprechen, so dass alle für die Abnahme geforderten Technischen Dokumente, Daten und Informationen in AVIS auf den gleichen Regeln basierend eingebunden sind. Weder der Betreiber noch der Gesamtprojektleiter hat die Zeit, das sicherzustellen. Daher übernimmt GABO IDM diese Aufgabe und berät, begleitet und koordiniert die Losnehmer/Lieferanten diesbezüglich. Die gesamtprojektleitende Firma (TBF) unterstützt GABO IDM, wenn es zu Diskussionen mit Lieferanten kommt.
Gerade kleinere Lieferanten sind häufig nicht in der Welt von DCC und KKS zu Hause. Beratung von GABO IDM und ein klar definiertes Konzept ermöglichen allen Beteiligten, ihre knappen Ressourcen systematisch für die Lieferung der „richtigen“, geforderten Dokumente einzusetzen -> KKS-orientierte Dokumentenzuordnung ist die Lösung.
In der Phase der Definition war die KVA Linth direkt integriert, seitdem steht sie im Hintergrund. GABO IDM koordiniert und stellt die Übergabedokumentation zusammen.Intern muss Know-How aufgebaut werden im Umgang mit digitaler Dokumentation; neue Workflows sind zu definieren. Die kontinuierliche Pflege/Aktualisierung der Technischen Dokumentation wird eine Herausforderung. Das Projekt wird bis 2029 laufen – bis dahin wird die Entscheidung leichter fallen, ob interne Ressourcen aufgebaut oder die Pflege an einen erfahrenen externen Dienstleister vergeben wird.
Die Ergebnisse der Umbaumaßnahmen werden auch ein Digitaler Informationszwilling incl. digitaler Dokumentation mit KKS und DCC-Relation sein. Welche Verbesserung erwarten Sie dadurch im späteren Betrieb?(Instandhaltungsprozess)
Wir wissen, was AVIS kann:
- Schnelle Fehlersuche und Störungsbehebung dank immer schnell erreichbarer Dokumente und Informationen. Dies wird für uns der erste große Schritt sein.
- Via QR Code direkt am Prozess zur zugehörigen aktuellen Dokumentation gelangen.
- Schichtführer können evtl. 1st Level Support selbst leisten.
Wir werden AVIS auch in der bestehenden Energiezentrale Plus (EZ+ Energiezentrale = Energieauskopplung + Notfallsystem beim Ausfall beider Linien) umsetzen, damit eine Musterapplikation und „Ausbildungsanlage“ innerhalb der KVA vorhanden ist. Alle Disziplinen sollen dort mit der SW arbeiten, „spielen“ und testen und dann gemeinsam Prozesse definieren.
Wie wird AVIS in Ihre IT-Landschaft integriert?
AVIS ist während der Umbauphase Stand-alone, weil die andere Landschaft noch gar nicht vorhanden ist. AVIS dient als Grundlage, die wir dann rundherum bei Bedarf ergänzen werden. Zunächst möchten wir die Grenzen von AVIS kennen lernen. Daher wurde der Beschaffungsprozess für weitere Software zunächst gestoppt.
Wie viele User werden im laufenden Betrieb mit AVIS arbeiten und wie wird es eingesetzt werden?
- Nach dem Umbau werden rund 50 Mitarbeiter im Bereich der neuen Linie arbeiten
- Je 1 (Power-)User wird für Mechanischen und Elektrischen Unterhalt verantwortlich sein und Aufgaben verteilen
- Schichtpersonal: 15 – werden alle damit arbeiten
- Insgesamt werden ca. 50% der Mitarbeitenden Berührungspunkte zu AVIS haben.
Lob:
Das Projekt mit GABO IDM ist bis jetzt von einer sehr offen und konstruktiven Atmosphäre geprägt mit einer sehr guten Beratung.